Die Lünette: Ein kleiner Mond am Handgelenk
„Kleiner Mond“, so wird der Begriff „Lunette“ gerne liebevoll aus dem Französischen übersetzt. Und tatsächlich würde Lunette (Teleskop) auch weit weniger dieser Zierde einer Uhr mit seinen vielen praktischen Anwendungen gerecht werden. Für viele Uhrenliebhaber verleiht auch erst eine Lünette ihrem Zeitmesser neben den letzten optischen auch den praktischen Schliff. Denn dieser das Zifferblatt schmückende Ring hat sehr viel mehr zu bieten, als eine optische Aufwertung. Obwohl eine Drehlünette für den Uhrmacher nicht zu den großen Handwerkskünsten zählt, gehören ihre Zusatzfunktionen zu den wichtigsten, die eine Uhr bieten kann. Eine Drehlünette kann bei sehr unterschiedlichen Uhrentypen gefunden werden. Doch bei allen Unterschieden, ist es oft dieser „kleine Mond“, der vor allem aus Herrenuhren ein praktikables Schmuckstück macht.
Wie funktioniert eine Drehlünette?
Die Genialität mancher Erfindungen und Weiterentwicklungen zeigt sich in ihrer Einfachheit. Eine Drehlünette gehört zweifelsfrei dazu, denn auch ihre Funktionsweise ist genial einfach. Mit diesen Ringen lässt sich addieren und subtrahieren, multiplizieren, dividieren, messen und auch unterschiedliche Zeitzonen und Himmelsrichtungen lassen sich auf einen einzigen Blick anzeigen. Und das alles nur mit einem Dreh.
Drehlünetten sind effektive Begleiter für Sportler, Schachspieler, Taucher, Weltenbummler, Flieger sowie für alle Menschen, die sich nicht nur an ihrem Smartphone orientieren. Es gibt Rechenschieber-Lünetten, „L“ als Kompass, für einen Countdown, Taucheruhren, Fliegeruhren und sogar „L“ für Taschenuhren. Kaum ein Accessoire ist so praktisch und kaum ein praktischer Gegenstand ist so schmückend, wie eine „L“ an einem ohnehin schon dekorativen Chronographen oder einer Taschenuhr.
Lünette an Chronographen
Viele werden sich fragen, wozu es Lünetten auch an Chronographen gibt, die doch ohnehin viele Funktionen haben, die eine Lünette überflüssig machen. Zumindest über eine Stoppuhr verfügen sämtliche Chronographen. Der Grund ist an erster Stelle, dass unter Wasser aber auch in anderen Extremsituationen auf keinen Fall die kleinen Drücker betätigt werden dürfen. Zudem ist die Minutenanzeige auf einem kleinen Zifferblatt zum Beispiel in größeren Tiefen oder beim Sport schwer ablesbar.
Lünette an der Fliegeruhr
An zweiter Stelle der häufigsten Uhren mit einer Lünette steht die Fliegeruhr, auch Rechenschieber-Lünette genannt. Bei diesen Instrumenten sollte der Ring in beide Richtungen gedreht werden können. Noch immer benutzen viele Piloten, die überwiegend in Sichtflug fliegen, die zusätzliche Minutenskala zur Navigation. Dazu wird beim Start der Nullpunkt auf den Minutenzeiger eingestellt. Somit zählt die Lünette die Minuten und es lässt sich auf ihr verfolgen, wann ein Richtungswechsel vorgenommen werden muss. Im Sichtflug richten sich die Piloten nach bestimmten Landmarken wie Kirchtürmen, Autobahnkreuzen oder markanten Hügeln. Sie müssen also wissen, wann sie einen bestimmten Punkt erreicht und einen Richtungswechsel vornehmen müssen. Dabei verlassen sich Piloten noch immer auf hochwertige Mechanik.
Lünette als Rechenschieber benutzen
Zu einem Rechenschieber wird die Lünette im Zusammenspiel mit einer Skala auf der Lünette selbst und einer weiteren am Rand des Zifferblatts der Uhr. Die wichtigste Rolle spielt hier die „10“ auf der inneren Skala. Wenn man nun zum Beispiel multiplizieren will, als Beispiel nehmen wir 3 x 6, dann muss zuerst eine Zahl, hier die 3 deckungsgleich auf die 10 gedreht werden. Schaut man nun auf der inneren Skala die 6 an, erkennt man, dass ihr gegenüber auf der Lünette die Zahl 18 steht. Ebenso einfach ist das Dividieren. Hierzu wird die Zahl durch die man teilen möchte, über die zweite Zahl, den Divisor, gestellt. Das Ergebnis der Division kann nun oberhalb der 10 auf der Lünette abgelesen werden. Für wen das noch zu banal klingen mag: Piloten können mit Hilfe der Lünette auch Kilometer in nautische Meilen umrechnen. Dazu brauchen sie nur die Meilen links am Zifferblatt einstellen und dann auf 12 Uhr die Kilometer auf der Lünette ablesen.
Lünette bei Taucheruhren
Bei Taucheruhren wird vor jedem Tauchgang das meistens rote Dreieck auf den Minutenzeiger gestellt. Hiermit erhält die Uhr eine Stoppfunktion. Unter Wasser wird die Handhabung eines Chronographen fast unmöglich und die Zifferblätter sind aufgrund der Spiegelungen und wegen der Lichtbrechung kaum erkennbar. Lünetten garantieren da eine sehr viel bessere Sichtbarkeit.Mit einem einzigen kurzen Blick auf Lünette und Zifferblatt können Taucher die verstrichene Zeit ablesen und somit die Dekompressionsphasen richtig planen. Der innen liegende Drehring bei Taucheruhren ist eine Sonderform der Lünette. Er verfügt über eine Skala für die abgelaufene Tauchzeit, wird aber über die außenliegende Lünette gesteuert. Die Skala selbst dreht sich nur dann, wenn die Lünette nach links gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird. In jedem Fall folgen diese Funktionen dem Sicherheitsgedanken, dass sich die angezeigte Tauchzeit nicht verlängert. Bei Taucheruhren ist ausschlaggebend, dass Taucher immer in der Lage sind, die Tauchzeiten sicher und unkompliziert abzulesen.
So wird die Lünette zum Kompass
Wer schon einmal ein Survivaltraining besucht hatte oder eine andere Art der Geländeausbildung, weiß, dass sich jede analoge Uhr auch als Kompass verwenden lässt. Eine Lünette macht dies jedoch sehr viel einfacher und übersichtlicher. Auf einer Lünette sind dazu Markierungen angebracht, die die vier Himmelsrichtungen und die dazwischen liegenden Winkelgrade anzeigen. Hierzu muss nur eine angegebene Richtung auf die 12 drehen, die dann den richtigen Weg weist. Auf der 6 ist dann komfortabel der Gegenkurs zu sehen. Auch Sportler können Lünetten ausgezeichnet als Kompass verwenden.
10, 9, 8 – die Countdown-Lünette
Beim Sport oder im militärischen Bereich kann auch eine rückwärts laufende Minutenskala hilfreich sein. Genau dafür sind Countdownlünetten gedacht, die ein solches Abwärtszählen bis zu einem vorgegebenen Nullpunkt vereinfachen und eine korrekte Dauer des Countdowns gewährleisten. Auch bei Taucheruhren sowie bei Rallye-Chronographen wird eine solche Lünette eingesetzt. Im täglichen Leben lassen sich Wartezeiten ablesen, sie sind als Eieruhr anwendbar oder auch um die Zeit abzulesen, die es in einem Baumarkt braucht, bis der gerufene Kundenberater erscheint.
Lünetten an Taschenuhren
Neben allen anderen praktischen Vorzügen setzt eine Lünette gerade bei Taschenuhren Akzente. Sie kombiniert die Silhouette der Uhr harmonisch mit ihren Funktionen und wertet sie somit stark auf.
Weitere Taschenuhren mit Lünetten sind die sogenannten Ärzte- oder Schwesternuhren. Dies sind jene Uhren, die fast jeder schon an den Brusttaschen von Ärztekitteln oder Schwesternbekleidungen gesehen hat. Diese Uhren helfen dem Pflegepersonal beim Messen der Pulsfrequenzen oder um die Zeiten einzuhalten, wann Atemgeräte etc. abgelesen werden müssen.
Ich habe meine erste Drehlünette bei einer Edifice https://de.casio-shop.eu/edifice/ von Casio schätzen gelernt. Die Anzeige der Himmelrichtungen kann wirklich sehr hilfreich sein, wenn man mit dem Boot unterwegs ist.